Der Mättenkamp - Dorfarchiv-Westkirchen e.V.

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Der Mättenkamp (Ziegenkamp)
 
 

(Ein Bericht aus dem Jahr 1939)

Etwa 400 Schritte vom alten Südhof lag in östlicher Richtung auf einer Anhöhe der Nachbarhof Schulenberg. Der heutige Ortsbach bildete die Grenze zwischen den Grundstücken dieser beiden Höfe. Durch Beitritt zum sogenannten Heerbann wurden Schulenberg wie auch die meisten bis dahin freien Bauern abgabepflichtig und somit hörig. Schutz- und Gutsherr des Hofes Schulenberg war der Besitzer des Rittergutes Vornholz zu Ostenfelde. Im sechzehnten Jahrhundert wurde durch Erbteilung ein zweiter Hof gegründet. Großer Wohlstand war die Voraussetzung, daß zwei Familien auf dem Besitz leben konnten. Zweidrittel des Grundbesitzes blieben beim alten Hofe, ein Drittel und die Allmende „Haslake“ kamen zum neuen Hofe. Somit entstanden Lücke- und Große-Schulenberg. Etwa hundert Jahre später war der Hof Große Schulenberg ziemlich verfallen und die Familie beinahe ausgestorben. Eine Frau und deren Tochter hausten noch auf dem Hofe. Da eine Bewirtschaftung des großen Hofes nicht möglich war, gab man Teile davon an kleine Kötter in Erbpacht. Dadurch entstanden die heutigen Flurnamen Klostermannsknapp, Richtersknäpken, Domköstersdahß, und Lukskämpken. Der Hofkamp Niekmeierdahß (Odal) und dieMühlenwieske, sowie einige Streuparzellen blieben noch beim Hofe. Als nun etwas später wieder eine ansteckende Krankheit kam, starb auch die Tochter, und die alte Mutter war allein auf der noch großen Besitzung. Die Gebäude waren verfallen, an Vieh war nur noch eine Ziege vorhanden. Auf Veranlassung des Gutsherrn zog nun die alte Frau mit der Ziege „Mätte“ zum Nachbarn. Lütke Schulenberg mußte für den Unterhalt der Frau sorgen. Er erhielt dafür die „Mätte“ und den Hofkamp in Nutzung. Mätte und Kamp = „Mättenkamp“ wurde nun der Name für das zu benutzende Grundstück. Annähernd 350 Jahre sind seitdem ins Land gegangen, und immer noch trägt die jetzige Pachtparzelle den alten Namen Mättenkamp. Auf dem noch blühenden Hofe Lütke Schulenberg stand der alte Schrank „Dat graute Schapp“ mit dem „Inkässten“, von dem Rektor Schlotmann damals erzählte. Mitten über die alte Siedlung von Große Schulenberg führt jetzt die im Jahre 1886 erbaute, sogenannte Domhösterlandstraße. Uralte Kopfeichen stehen noch an den Grenzen der Flurparzellen, die uns Kunde geben von dem Bestehen eines alten, großen Bauernhofes.
 
 
 

Quell: Die Glocke, 12.03.01939

Mit freundlicher Genehmigung der Glocke


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